Leben mit der Dialyse

Die Diagnose „terminale Niereninsuffizienz“ ist für Betroffene immer eine sehr schlechte Botschaft. Für viele kommt sie überraschend, denn eine Nierenerkrankung verläuft in vielen Fällen schleichend und ohne, dass wahrnehmbare Anzeichen dafür vorliegen. Aber auch, wenn bereits eine Grunderkrankung der Niere bekannt ist, kann das Eintreten der Dialysepflichtigkeit eine große Umstellung erforderlich machen. Wenn die Nieren den Dienst versagen, bedeutet das immer eine Einschränkung in der Lebensführung und in vielen Bereichen diktiert die Krankheit fortan den Alltag. Gleichwohl ist auch während der lebenserhaltenden Nierenersatztherapie ein erfülltes und glückliches Leben möglich.

Ernährung und Dialyse

Für Dialysepatienten spielt die Ernährung eine besondere Rolle. Die künstliche Blutwäsche ist zwar ein sehr guter, aber kein vollwertiger Ersatz der natürlichen Nierenfunktion. Zwischen den Behandlungen steigt der Gehalt an Wasser, Stoffwechselprodukten und Mineralstoffen im Blut deutlich an und erst mit der nächsten Dialyse können diese Stoffe wieder ausgeschieden werden. Mit der richtigen Ernährung können Patienten die Behandlung erleichtern und außerdem zum eigenen Wohlbefinden beitragen. Welche Diät die geeignete ist, ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Grundsätzlich können Dialysepatienten alles essen, aber bei manchen Stoffen empfiehlt es sich, bewusst und in Maßen zu essen und zu trinken.

Dazu gehört in der Regel, dass – in der Abhängigkeit von der Nierenrestfunktion – die Aufnahme von Wasser angepasst werden sollte, da es sich sonst im Körper ansammelt. Gleiches gilt für den Mineralstoff Kalium, der beispielsweise in Säften, Trockenfrüchten oder Nüssen steckt und im Übermaß schädlich für den Körper ist. Reichlich genießen sollten Dialysepatienten hingegen frische, eiweißreiche Produkte wie Fleisch, Fisch, Eier oder Milchprodukte, da die Dialyse dem Körper auch Eiweißstoffe entzieht. Allerdings enthalten diese Lebensmittel in der Regel auch einen hohen Anteil an Phosphat, das das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko erhöhen kann. Vermeiden sollten Dialysepatienten deshalb industriell hergestellte Lebensmittel und verschiedene Wurstwaren, denen Phosphat oft künstlich zugesetzt wird.

Dialysepatienten werden von ihrem behandelnden Nephrologen über die Bedeutung der Diät und die richtige Ernährung aufgeklärt.
Er ist auch der Ansprechpartner für Fragen zu diesem Thema. In vielen KfH-Nierenzentren stehen den Patienten darüber hinaus ausgebildete Ernährungs- und Diätberater zur Seite.

Bewegung und Dialyse

Eine chronische Nierenerkrankung stellt für den Körper eine große Belastung dar. Patienten fühlen sich oft schlapp und müde und haben gegenüber Gesunden in der Regel eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit. Es wäre jedoch falsch daraus zu schließen, dass sich die Betroffenen schonen und körperliche Anstrengung in jedem Fall vermeiden sollten. Untersuchungen haben vielmehr gezeigt, dass eine maßvolle sportliche Betätigung sehr positive Auswirkungen für den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden der Patienten haben kann. Hinzu kommt, dass Sport in der Gruppe durch die Kommunikation und die soziale Dynamik auch dem seelischen Gleichgewicht sehr zuträglich ist. Ein regelmäßiges Ausdauertraining und leichte Kräftigungsübungen sind für chronische Nierenkranke deshalb sehr zu empfehlen, sofern nicht zusätzliche Erkrankungen vorliegen, die einer sportlichen Betätigung entgegenstehen. Patienten sollten mit ihrem behandelnden Arzt darüber sprechen, ob sie Sport treiben können und welche Sportarten für sie in Frage kommen.

Wichtig: regelmäßige Bewegung

Im täglichen Leben werden Beweglichkeit, Kraft und Koordination und Ausdauer benötigt. Je weniger sich der Mensch bewegt und je älter er wird, desto schwächer werden die Muskeln, steifer die Gelenke und umso schwerer fallen die Bewegungsabläufe. Regelmäßige Übungen, die zum Teil auch während der Hämodialyse durchgeführt werden können, sind von großem gesundheitlichem Wert. Sie steigern die Fitness, lassen die alltäglichen Belastungen leichter meistern und helfen, viele Krankheitsfolgen besser zu bewältigen. Nachweißlich wirken sich regelmäßige Übungen positiv auf die Dialysebehandlung aus.

Rehabilitationssport und Funktionstraining dienen der Krankheitsbewältigung, der Stärkung der Eigenverantwortlichkeit und der Erleichterung der sozialen Integration. Zur Finanzierung durch die Krankenkasse ist ein entsprechender Antrag zu stellen.

Darüber hinaus wurde für Dialysepatienten ein individuell angepasstes Training entwickelt, das während der Dialyse durchgeführt werden kann. Für ihre Versicherten in Sachsen über-nimmt die Krankenkasse AOK Plus seit 2013 die Kosten für die Teilnahme
an der medizinischen Sporttherapie. In den KfH-Nierenzentren Bautzen, Chemnitz, Dresden, Leipzig und Bischofswerda nehmen unsere Patienten an einem individuell angepassten Training teil, das speziell für die Durchführung während der Dialyse entwickelt wurde. Die Nierenzentren verfügen über das offizielle Sporttherapie-Zertifikat unter Berücksichtigung der Qualitätssicherungsstandards der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationssport für chronisch Nierenkranke e.V. (ReNi). In maximal drei Übungseinheiten pro Woche trainieren die Patienten unter anderem am Bettergometer und unter Anleitung und Überwachung speziell ausgebildeter Übungsleiter. Durch die Koppelung an die Dialysezeiten erfolgt die Betätigung sehr regelmäßig und die Kontrolle die erfahrenen Experten des KfH sichert ein optimales Trainingsergebnis. Das Programm soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Schwangerschaft und Dialyse

Eine chronische Nierenerkrankung bedeutet nicht zwangsläufig, dass junge Frauen einen vorhandenen Kinderwunsch aufgeben müssen. Bei dialysepflichtigen Frauen oder nach einer Nierentransplantation sind Schwangerschaften zwar selten, aber doch grundsätzlich möglich. Allerdings sind Schwangerschaften unter diesen Bedingungen immer Risikoschwangerschaften, die einer besonderen medizinischen Betreuung bedürfen, um die Gesundheit von Mutter und Kind nicht zu gefährden. Wenn ein Kinderwunsch besteht, sollten Paare unbedingt frühzeitig Kontakt zu den behandelnden Ärzten aufnehmen, um die Möglichkeiten und Risiken einer Schwangerschaft abzuklären. Nur wenn eine sorgfältige Überwachung der Schwangerschaft, in Zusammenarbeit mit den werdenden Eltern, Nephrologen und Gynäkologen gewährleistet ist und einer Schwangerschaft im Einzelfall keine besonderen medizinischen Probleme entgegenstehen, kann das Risiko als vertretbar gelten.

Grundsätzlich gibt es einige Fakten, die Paare vor der Familienplanung wissen und in ihre Überlegungen einbeziehen sollten: Durch die Nierenerkrankung und die Dialysebehandlung ist der weibliche Zyklus oft gestört. Die Empfängnis kann dadurch erschwert sein. Manche Medikamente müssen vor einer geplanten Empfängnis abgesetzt und durch Alternativen ersetzt werden. Schwangere Dialysepatientinnen haben auch ein erhöhtes Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden.

Darüber hinaus kann eine Schwangerschaft die Behandlung an der Hämodialyse erschweren. Häufig muss die wöchentliche Dialysezeit verlängert werden und das Risiko für Bluthochdruck oder Blutarmut steigt. Bei Patientinnen, die die Peritonealdialyse nutzen, sind Schwangerschaften extrem selten.

Kinder von dialysepflichtigen Patientinnen kommen zumeist per Kaiserschnitt und häufig zu früh zur Welt und sind meist untergewichtig. Ein gesteigertes Risiko für Missbildungen beim Kind besteht nach bisherigen Erkenntnissen hingegen nicht.