Welche Erkrankungen können die Nieren befallen?

Zahlreiche erworbene oder angeborene Nierenerkrankungen führen zum chronischen Nierenversagen.

Hypertonie und vaskuläre Nephropathie

Nieren und Bluthochdruck hängen eng zusammen. Eine Nierenerkrankung kann sowohl Ursache als auch Folge eines Hochdrucks sein. Eine Nierenschädigung verursacht durch einen dauerhaften Bluthochdruck nennt man vaskuläre Nephropathie. Blutdruck, also der Druck, der in den Arterien auf die Gefäßwände wirkt, wird mit zwei Werten gemessen: systolischer (oberer Wert) und diastolischer (unterer Wert) Druck. Der systolische Wert entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut vorwärts „gedrückt“ wird (Auswurfphase). Der diastolische Wert bezeichnet den Druck, während sich das Herz entspannt und wieder mit Blut füllt (Füllungsphase).

Gemäß den Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga gilt folgende Einteilung:
Klassifikation systolisch diastolisch
optimal < 120 < 80
normal < 130 < 85
„noch“ normal 130 – 139 85 – 89
leichte Hypertonie 140 – 159 90 – 99
mittelschwere Hypertonie 160 – 179 100 – 109
schwere Hypertonie = 180 = 110

Gesundheitsrisiko Bluthochdruck

Bluthochdruck ist ein bedeutender Risikofaktor für Herz-, Gefäßerkrankungen, Nieren- und Augenerkrankungen. Da Bluthochdruck lange Zeit keine Beschwerden verursacht, wird die Erkrankung meist erst spät entdeckt. Knapp die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland gehen auf das Konto von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Blutdruck, der bei wiederholten Messungen eindeutig bei 140/90 mmHg oder höher liegt, ist behandlungsbedürftig – auch bei älteren Menschen. Mit steigendem Lebensalter ist es häufig sehr schwierig, den oberen Blutdruckwert unter 140 mmHg zu senken. Oft muss dann mit mehreren Medikamenten behandelt werden. Die meisten Nierenkrankheiten, die die Nierenfunktion beeinträchtigen, führen auch zu Bluthochdruck, was wieder die Nieren schädigt. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist eine genaue Blutdruckeinstellung erforderlich und regelmäßige Kontrollen durch den Arzt unabdingbar.

Sklerosen von Gefäßen und Organen

Eine häufige Folge von dauerhaft zu hohem Blutdruck ist eine sogenannte sklerotische Veränderung von Gefäßen und Organen. Unter Sklerose versteht man eine Verhärtung durch eine Vermehrung des Bindegewebes. Die betroffenen Gewebe werden hart und verlieren ihre Elastizität. Das kann neben den Gefäßen auch lebenswichtige Organe wie Gehirn, Herz und Nieren betreffen. In den Gefäßwänden lagern sich Blutfette, Bindegewebe und Thromben (Blutgerinnsel) ab. Durch die fortschreitende Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) steigt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle, da die Durchblutung durch die Ablagerungen an den Blutgefäßwänden vermindert oder ganz blockiert sein kann. Schlaganfälle sind in Deutschland die Hauptursache für dauerhafte Behinderung.

Die stille Gefahr

Zur Risikogruppe zählen folgende Personen: Ältere Menschen, Menschen mit Bluthochdruck in der Verwandtschaft, Diabetiker, Nierenkranke, Raucher, Frauen, die die Anti-Baby-Pille einnehmen, übergewichtige Menschen, Menschen mit hohem Salzkonsum sowie Patienten mit Herzkranzgefäßerkrankungen.

Ein Bluthochdruck macht lange Zeit keine Beschwerden, dennoch richtet er viele Schäden an, weshalb man ihn auch als „stille Gefahr“ bezeichnet. Umso wichtiger ist es, erste Anzeichen zu erkennen.

Symptome: Schwindelgefühle, Kopfschmerz, Müdigkeit, Nasenbluten, Kurzatmigkeit, rote Gesichtsfarbe, Sehstörungen, Ohrgeräusche, Übelkeit, Beklemmungsgefühl mit Herzklopfen.

Überprüfen Sie Ihren Blutdruck. Bestätigt sich die Diagnose Bluthochdruck und ist Eiweiß oder Blut im Urin nachweisbar, sollte ein Nephrologe aufgesucht werden!

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte den KfH-Broschüren Bluthochdruck und Salz.

Diabetische Nephropathie

Ein dauerhaft zu hoher Blutzucker gehört zu den größten Feinden der Niere. Laut Schätzung der Deutschen Diabetes Gesellschaft ist der Diabetes mellitus in Deutschland bei über sechs Millionen Menschen bekannt. Hinzu kommen schätzungsweise rund drei Millionen, die unwissend krank sind. Denn diese Stoffwechselkrankheit macht lange Zeit kaum Beschwerden. Bei etwa jedem vierten Patienten entwickeln sich diabetes-typische Veränderungen der Nierenfunktion (diabetische Nephropathie). Diese Erkrankung ist neben dem Bluthochdruck die häufigste Ursache für eine Nierenersatztherapie.

Wenn Zucker krank macht

Ursache ist ein länger bestehender zu hoher Blutzuckerspiegel, der in den Nieren die feinen Blutgefäße in den Nierenkörperchen schädigt. Der hohe Zuckergehalt im Blut reizt die Gefäßwände, die mit einer Verdickung reagieren. Dieser Vorgang wird noch durch zu hohe Blutfette, zu hohen Blutdruck und Rauchen begünstigt. In den Gefäßinnenwänden bilden sich Entzündungen und Ablagerungen. Mit der Zeit wird dadurch der Blutfluss behindert. Die Niere versucht,  diesen Veränderungen durch eine stärkere Durchblutung und eine Vergrößerung entgegenzuwirken und beschleunigt dadurch diesen Vorgang.

Sind die Blutzuckerwerte über Jahre zu hoch (siehe Diabetes), kommt es chemisch gesehen zu einer Verzuckerung von Eiweiß. Das lagert sich in den Gefäßknäueln, den Glomeruli, ab. Sie reagieren mit einer Verdickung, vor allem im Bereich der Basalmembran.

Die feinporige Membran ist dafür zuständig, Substanzen, die für den Körper wichtig sind, zurückzuhalten und schädliche Stoffe auszuscheiden. In diesem Stadium der Nierenschädigung sind die Laborwerte von Blut und Urin meist noch unauffällig.
Bestehen die schädigenden Einflüsse weiter, wird die Basalmembran durchlässig für größere Blutbestandteile wie Eiweißstoffe. Messbar wird das an einer leicht erhöhten Menge des Proteins Albumin im Urin. Dieser Zustand wird als Mikroalbuminurie bezeichnet. Zeigen sich zudem bereits Schädigungen der Nieren, spricht man von „diabetischer Nephropathie“.

Schädigung der Filtermembran

Bestehen die schädigenden Einflüsse weiter, wird die Basalmembran durchlässig für größere Blutbestandteile wie Eiweißstoffe. Messbar wird das an einer leicht erhöhten Menge des Proteins Albumin im Urin. Dieser Zustand wird als Mikroalbuminurie bezeichnet. Zeigen sich zudem bereits Schädigungen der Nieren, spricht man von „diabetischer Nephropathie“.

Bleibt der Blutzucker weiterhin zu hoch und wird in diesem Stadium nicht gezielt behandelt, schreiten die Schädigungen an der Filtermembran weiter fort. Sie lässt immer größere Mengen Albumin sowie andere lebenswichtige Eiweißstoffe durch, die mit dem
Urin ausgeschieden werden. Man nennt das Makroalbuminurie. Die Eiweißstoffe selbst tragen zur weiteren Schädigung der Nieren bei.
Sie belasten die abführenden Harnkanälchen (Tubuli) und schränken damit deren Funktion noch weiter ein. Die verbleibenden Nierenkörperchen übernehmen zwar die Arbeit der geschädigten, sind damit aber auf Dauer überfordert und gehen schneller
zugrunde. Schlimmstenfalls kommt es zum Versagen sämtlicher Funktionen der Niere (terminale Niereninsuffizienz).

Symptome: Die diabetische Nephropathie verläuft oft jahrelang ohne Beschwerden. Eine Früherkennung ist nur möglich, wenn der Arzt den Urin regelmäßig auf Albumin untersucht. Juckreiz, hellbräunliche Hautfarbe, Leistungsschwäche, Kopfschmerzen, Blutarmut (Anämie), Wassereinlagerungen – vor allem in den Beinen und Gewichtszunahme können Hinweise auf eine deutlich fortgeschrittene Nierenschädigung sein.

Glomerulonephritis

Als Glomerulonephritis bezeichnet man die Entzündung der Nierenkörperchen. Betroffen sind dabei immer beide Nieren und mehr oder minder stark alle Nierenkörperchen. Bei knapp einem Drittel der Patienten, die dialysepflichtig sind, ist eine chronische Glomerulonephritis die Ursache. Diese Erkrankung wird im Gegensatz zur Nierenbeckenentzündung nicht durch Bakterien in den Nieren hervorgerufen und kann deshalb auch nicht mit Antibiotika wie Penicillin behandelt werden. Man unterscheidet zwischen zwei Formen dieser Krankheit: der „primären Glomerulonephritis“ - Nierenschädigung, die auf die Nieren begrenzt bleibt – und der sekundären  Glomerulonephritis - Störungen, die durch Krankheiten außerhalb der Nieren entstehen. Beide Formen können chronisch und akut verlaufen. Während bei einem akuten Verlauf durchaus Heilungschancen bestehen, sofern die Krankheit rechtzeitig erkannt wird, ist bei einem chronischen Verlauf meist eine dauerhafte Schädigung die Folge.

Chronische Glomerulonephritis

Hier handelt es sich um eine langsam fortschreitende Form der Entzündung. Verschiedenste Schäden an den Glomeruli können dazu führen. Bei der Mehrzahl der Patienten geht dieser Nierenerkrankung kein akutes Stadium voran, das auf die drohende Gefahr hinweisen würde.

Mehr als jedes andere Organ im Körper sind die Gefäßknäuel der Nierenkörperchen (Glomeruli) durch ihre Filterfunktion ständig in Kontakt mit zahlreichen Schadstoffen wie Bakterien- und Virusanteilen und anderen entzündlichen Substanzen. Warum einige Menschen auf die schädigenden Substanzen mit einer Entzündung reagieren, ist bislang wissenschaftlich nicht hinreichend erforscht. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Schadstoffe an den glomulären Filtern hängen bleiben und eine Entzündung auslösen. Sicherlich spielen auch Erbfaktoren dabei eine Rolle. Bei früher Diagnose kann die Krankheit in der Regel geheilt werden. Je früher die Krankheit erkannt wird, umso weniger Narben bleiben in den Nieren zurück und die Nierenfunktion kann sich wieder normalisieren. Wird die Krankheit zu spät erkannt, sind die Nierenkörperchen unwiederbringlich zerstört.

Symptome: Im Gegensatz zur Nierenbeckenentzündung ist die Nierenentzündung meist schmerzlos und wird lange nicht bemerkt. Häufig wird sie erst bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Anzeichen dafür sind: Eiweißausscheidung über den Urin, schaumiger Urin, roter Urin durch ausgeschiedenes Blut (Makrohämaturie), Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Bluthochdruck, niedrige Eiweißkonzentrationen im Blut.

Polyzystische Nephropathie

Polyzystische Nephropathie ist eine Erbkrankheit, bei der sich in den Nieren aus den Tubuli flüssigkeitsgefüllte Zysten entwickeln. Familiäre Zystennieren sind die häufigste erbliche Nierenerkrankung, die viele verschiedene Formen kennt. Im Verlauf kommt es aber immer zu einer stetigen Zunahme an Größe und Anzahl der Zysten, die sich aus dem Harnkanalsystem entwickeln und das Ausmaß einer Orange erlangen können. Das Nierengewebe wird bei fortschreitender Erkrankung allmählich durch Zysten verdrängt. Davon sind beide Nieren betroffen. Wird die Krankheit frühzeitig entdeckt, kann durch geeignete Maßnahmen wie Blutdrucksenkung ein Fortschreiten verlangsamt, jedoch nicht aufgehalten werden.

Erkrankung häufig vererbt

Bei Menschen unter 30 Jahren sind Nierenzysten selten. Die Grunderkrankung führt in der Regel ab dem 40. Lebensjahr zur Niereninsuffizienz. Unabhängig von dieser Erkrankung können Nieren einzelne Zysten haben. Zysten lassen sich mit Ultraschall
und CT heute gut erkennen. Die häufigste Form davon wird dominant vererbt, das heißt, dass bereits eine Kopie des defekten Gens
die Krankheit verursachen kann. Das bedeutet: Wenn ein Elternteil die Erkrankung hat, hat jedes Kind ein 50-prozentiges Risiko, die Erkrankung ebenfalls zu bekommen. 

Es gibt auch eine weniger häufige Form von Zystennieren, die rezessiv vererbt wird. Um diese Erkrankung zu vererben, müssen beide Eltern das defekte Gen haben. Jedes Kind in einer Familie hat dann ein Krankheitsrisiko von 25 Prozent. Bei manchen Kindern und Jugendlichen sind die Nieren stark befallen, so dass bereits dialysiert werden muss, in anderen Fällen hingegen erst im hohen Alter oder gar nicht. Leider gibt es bislang noch keine Therapie, um Zystennieren zu behandeln. In der Wissenschaft gibt es zur Entstehung der Krankheit neue Erkenntnisse.

Symptome: hoher Blutdruck, Blut im Urin, häufiges Auftreten von Harnwegsinfektionen, Nierenversagen, Zunahme des Bauchumfangs.

Chronische Harnwegsinfektionen

Die Nierenbeckenentzündung ist eine Infektion des Nierenbeckens und häufig auch des Nierengewebes. Sie kann akut oder chronisch verlaufen und ist eine der wenigen Nierenerkrankungen, die vorwiegend einseitig auftritt. Meist entwickelt sich die akute Nierenbeckenentzündung aus einer aufsteigenden Blasenentzündung, weshalb sie auch vermehrt bei Frauen auftritt. Entzündungen der Nieren und des Nierenbeckens entstehen durch Bakterien, die durch die Blase – wo sie meist auch eine Entzündung auslösen – über die Harnleiter ins Nierenbecken gelangen und über die feinen Harnkanälchen (Tubuli) in das Nierenmark vordringen. Wird die Nierenbeckenentzündung nicht behandelt, kann die chronische Entzündung zu einer Vernarbung des Gewebes um die Glomeruli und der Tubuli und dadurch zu einer Verminderung der Nierenfunktion führen. Einen chronischen Verlauf nimmt die Krankheit häufig, wenn zusätzliche Faktoren ins Spiel kommen wie Nierensteine oder ein Harnstau.

Symptome: Eine Nierenbeckenentzündung verläuft schwer, mit hohem Fieber, meist starken Flankenschmerzen, Übelkeit und schwerem Krankheitsgefühl. Außerdem können Rückenschmerzen, schmerzhaftes und häufiges Wasserlassen, Übelkeit und Erbrechen sowie trüber und / oder roter Urin auftreten.

Systemerkrankungen

Als Systemerkrankungen bezeichnet man Nierenerkrankungen, bei denen es aus ungeklärten Gründen zu Entzündungen der kleinen Nierengefäße kommt in Verbindung mit weiteren Erkrankungen wie der Blutgefäße (Vaskulitiden) oder des Bindegewebes (Kollagenosen). Der sogenannte systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine Kollagenose und eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen, bei der Abwehrzellen des Immunsystems bestimmte, körpereigene Zellbestandteile angreifen. Am häufigsten betroffen sind Frauen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr sowie Menschen jenseits des 55. Lebensjahres, wobei auch hier Frauen doppelt so häufig erkranken. Kinder können ebenfalls unter dieser Krankheit leiden. Man unterscheidet zwischen einem akuten und einem chronischen Verlauf. Beim akuten Verlauf können Fieber, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Kraftlosigkeit auftreten. Häufiger verläuft diese Erkrankung jedoch chronisch. Bemerkbar durch plötzlichen Leistungsabfall, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen (Arthralgien), morgendliche Steifheit einzelner Gelenke, Haarausfall und Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht. Sind die Nierengefäße betroffen, kommt es bis zum terminalen Nierenversagen.

Analgetikanephropathie

Eine Nierenschädigung durch die Einnahme von Schmerzmitteln über einen längeren Zeitraum nennt man Analgetikanephropathie. Zu Beginn der Krankheit bemerken Betroffene meist nichts. Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Blutarmut und eine veränderte Hautfarbe („Milchkaffee“) können im Verlauf auftreten. Später kann es dann zu Blut im Urin und kolikartigen Schmerzen kommen.