Nierentransplantation

Die Übertragung eines gesunden Spenderorgans ist für viele Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung die beste und erstrebenswerteste Therapieform. Bei einer Nierentransplantation werden dazu gesunde Organe von Organspendern auf einen chronisch schwer nierenkranken Menschen übertragen.

Eine erfolgreiche Nierentransplantation bedeutet eine spürbare Steigerung der Lebensqualität und ermöglicht eine Unabhängigkeit in der Lebensführung, die mit der eines gesunden Menschen vergleichbar ist. Im Gegensatz zu den verschiedenen Dialyseverfahren kann ein funktionstüchtiges Spenderorgan darüber hinaus auch die wichtigen Funktionen der Niere bei der Bildung von Hormonen und von Vitamin D ersetzen und damit einen weiteren wichtigen Beitrag zu Gesundheit und körperlichem Wohlbefinden leisten.

Das genaue Verfahren der Organtransplantation ist ein komplexer Prozess und umfasst die Spende, Entnahme, Vermittlung und Übertragung von Organen, die nach dem Tode oder zu Lebzeiten gespendet werden. Dieser Prozess wird durch dasTransplantationsgesetz im Einzelnen geregelt. Dieses Gesetz ist seit dem 1. Dezember 1997 in Kraft und wurde durch das Gesetz zur Änderung des Transplantationsgesetzes vom 21. Juli 2012 mit Wirkung zum 1. August 2012 neu gefasst.

Medizinische Voraussetzungen

Für chronisch nierenkranke Patienten, die sich ein neues Organ wünschen, steht am Anfang der Transplantationsentscheidung ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Nephrologen. Der Arzt wird den Patienten und ggf. auch seine Angehörigen genau über die Vor- und Nachteile, die Chancen und Risiken der Nierentransplantation im individuellen Fall, aufklären. Dabei kommen auch eventuell vorliegende Erkrankungen zur Sprache, die die Durchführung einer Nierentransplantation erschweren oder ausschließen können.

Sofern sich aus dem Gespräch keine Gründe ergeben, die einer Transplantation entgegenstehen, wird der Nephrologe eine gründliche medizinische Voruntersuchung veranlassen. Steht auch nach Vorlage aller Befunde aus medizinischer Sicht einer Transplantation nichts im Wege, so folgt in einem nächsten Schritt die Vorstellung in dem Transplantationszentrum, in dem die Organübertragung durchgeführt werden soll.

Vorstellung im Transplantationszentrum

Im Transplantationszentrum findet zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Transplantationschirurgen und dem dortigen Nephrologen statt. Hierbei werden alle bisher erhobenen Befunde gesichtet und bewertet. Liegen auch aus Sicht der Transplantationschirurgen keine Bedenken vor, kann jetzt die Gewebetypisierung zur Feststellung spezifischer Gewebemerkmale
des Empfängers erfolgen. Das ist wichtig, um ein passendes Spenderorgan suchen und finden zu können, bei dem die Abstoßungsreaktionen durch das Immunsystem möglichst gering bleiben.

Das Transplantationszentrum meldet den Organempfänger mit den spezifischen Ergebnissen der Typisierung dann bei Eurotransplant an, der zentralen Vermittlungsstelle für Organe von Verstorbenen mit Sitz in Leiden, Niederlande. Dort werden für jedes Organ, so auch für die Niere, gemeinsame Datenbanken der Mitgliedsländer Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich, Kroatien, Slowenien und Deutschland geführt.

Die Warteliste

Ein großes Problem ist, dass der Bedarf an Spenderorganen in Deutschland seit Jahren deutlich höher liegt, als das Angebot. Bei der Vermittlungsstelle Eurotransplant wird deshalb eine Warteliste geführt. Im Jahr 2012 beispielsweise warteten in Deutschland rund 8.000 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung auf ein passendes Spenderorgan.

Für die Einstufung auf der Warteliste gibt es strenge Kriterien. Neben Wartezeit und Dringlichkeit ist insbesondere die Übereinstimmung von Blutgruppe und bestimmten Gewebemerkmalen zwischen Spender und Empfänger entscheidend. Die länderübergreifende Kooperation im Rahmen von Eurotransplant ermöglicht es, in vielen Fällen möglichst rasch ein lebensrettendes Organ zu finden. Dennoch kann es durch den Mangel an Spenderorganen zu langen Wartezeiten von zum Teil mehreren Jahren kommen.

Während der Wartezeit

Ist ein passendes Spenderorgan gefunden, muss alles sehr schnell gehen. Zwischen der Organentnahme und der Transplantation bleibt dann nur wenig Zeit. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die potenziellen Organempfänger jederzeit und rund um die Uhr erreichbar sind. So sollten beispielsweise Reisen stets im Vorfeld mit dem Transplantationszentrum abgestimmt werden.

Die Transplantation

Bei der eigentlichen Transplantations-Operation wird ein Schnitt im Unterbauch gemacht, und das Spenderorgan in der linken oder rechten Leistenregion eingesetzt. Hintergrund ist, dass auf diesem Weg ein einfacher Zugang zu den Beckengefäßen und der Harnblase geschaffen werden kann. Die Operation dauert etwa zwei bis drei Stunden. Verpflanzt wird immer nur eine Niere, die aber alle wichtigen Funktionen erfüllen kann: Das neue Organ beginnt normalerweise sofort zu arbeiten und Harn zu produzieren. Wie eine gesunde Niere übernimmt sie auch die Aufgaben bei der Regulierung des Blutdrucks und der Blutbildung.

Sofern von den alten, kranken Nieren keine Infektions- oder akute Gesundheitsgefahr ausgeht, verbleiben sie üblicherweise im Körper.

Nach der Operation

Viele Patienten empfinden die erfolgreiche Transplantation als den Beginn eines neuen Lebens. Dennoch ist die neue Freiheit nicht unbeschränkt: Um die Funktion der neuen Niere möglichst lange zu erhalten, müssen sich Organempfänger sehr diszipliniert verhalten und insbesondere die verschriebenen Medikamente regelmäßig einnehmen. Im Mittelpunkt steht dabei, eine Abstoßung des neuen Organs durch die körpereigene Immunabwehr zu verhindern.

Immunsuppression

Dazu verschreibt der Nephrologe so genannte Immunsuppressiva, stark wirksame Arzneimittel, die das Abwehrsystem des Körpers dämpfen. Diese Medikamente müssen lebenslang eingenommen werden. Gerade am Anfang einer Therapie werden in der Regel mehrere Mittel gleichzeitig verordnet. Dadurch kann jedes einzelne niedriger dosiert werden und die unerwünschten Nebenwirkungen werden minimiert. In jedem Fall aber machen sie den Körper anfälliger für Infektionen und andere Krankheiten. Daher sind auch nach einer Nierentransplantation regelmäßige Untersuchungen durch einen Nephrologen erforderlich. Mögliche einsetzende Abstoßungsreaktionen des Körpers können so frühzeitig erkannt und behandelt werden. Diese Untersuchungen können zunächst in täglichen bis wöchentlichen Abständen notwendig sein. Sie reduzieren sich später in der Regel auf monatliche bis vierteljährliche Abstände.